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Was ist das für ein recruitingzirkus?

akrobatische Turnkünste
(c) pixabay

Willkommen im recruitingzirkus! – recruitingzirkus?! Was hat denn Recruiting mit einem Zirkus zu tun?

 

Manchmal fühlt man sich als Kandidat doch wirklich, als wäre man im Zirkus gelandet.
Statt eines Gesprächs auf Augenhöhe, wirst Du vor dem Recruiting-Dompteur und dem Fachbereichspublikum durch die Manege gezogen.

Als sogenannter „Bewerber“, darf man nun artistische Kunststückchen im Interview vorführen und sich beweisen. Das ist ungefähr genauso schön für den Kandidaten, wie für einen Tiger durch einen brennenden Reifen zu hüpfen.

 

Um möglichst viele Leute in die Manege zu kriegen, werden Stellenanzeigen auf den üblichen Jobportalen gepostet und geduldig darauf gewartet, dass der perfekte Kandidat aufkreuzt. Die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt.  

Anstatt wochenlang darauf zu warten, dass sich entweder einer oder 100 Kandidaten bei uns bewerben, könnten wir auch exakt nach den Kandidaten suchen, die wir wirklich haben wollen und diese dann direkt anschreiben.

 

Aber wie gelingt ein waschechtes Active Sourcing Kunststück?

Begeisternder recruitingzirkus fängt da an, wo Active Sourcing nicht mehr dazu benutzt wird, den Kandidaten per Direktansprache zu bitten, sich „auf unseren angefügten Stellenanzeigen Link zu bewerben“, weil wir grad „auf sein Profil aufmerksam geworden sind.“

*Gänsehaut* - *die Menge tobt* WOW! – vielleicht hätte ich dann doch lieber den hüpfenden Feuer-Tiger gesehen.

 

Natürlich ist die Antwortrate hierbei niedrig und natürlich ist bei sowas auch kein Commitment zu erwarten. Der Kandidat fühlt sich nicht persönlich abgeholt und weiß ja schließlich noch gar nicht, dass er bei besagtem Unternehmen arbeiten will, wer die überhaupt sind, oder was die machen, oder…, oder…, oder…


Anstatt die Zeit mit Massenmailings zu verschwenden sollten wir uns fragen, was den potenziellen Kandidaten denn genau ausmacht.
Welche Wechselmotivatoren gibt es? Was tun wir für unsere Zielgruppe? Wie bedienen wir diese Wechselmotivatoren? Gibt es persönliche Interessen? Was ist das für ein Mensch? Stattdessen geht bei vielen Unternehmen die Vorstellung weiter. Lehnen Sie sich zurück, schnell noch einen Tüte Popcorn und genießen Sie die Show.

 

Große Klappe - nix dahinter

Die Rückmeldung zu spät, den Namen falsch geschrieben oder einfach gar nicht mehr gemeldet – klar das gehört bei einigen zum Programm und nennt sich dann „Recruitingprozess“.  Beißt dann doch einer an, gilt es eine positive Candidate Experience zu schaffen. Die meisten Kandidaten reden schließlich mit Freunden und Familie über ihre persönlichen Erfahrungen in Bewerbungsprozessen.

Bei Unternehmen, die lediglich auf ein positives Image aus sind, werden für einen guten ersten Eindruck mehr Illusionen und fliegende Elefanten aufgeführt, als neue Mitarbeiter rekrutiert… Spätestens hier trennt sich die Spreu vom Weizen: Ist man ein Amateur-Hobbyzirkus oder doch lieber Cirque du Soleil?

 

Ein Unternehmen sucht Entwickler, Logistiker, Kreative, und und und. Über alle wird die Employer Branding Gießkanne ausgekippt. Zielgruppenorientierung? Fehlanzeige. Das ist ungefähr genauso clever, wie mit einem Toastbrot die Toilette sauber zu machen, oder mit einem Teller Sauerkraut gleichzeitig einen Vogel, einen Delfin und ein Rhinozeros anlocken zu wollen.

 

Um nachhaltig zu überzeugen, müssen wir die Kandidaten mitreißen und für uns begeistern. Aber lieber ohne Tricks!
Nichts ist für Arbeitnehmer frustrierender, als zu realisieren, dass das Bild welches im Bewerbungsprozess kreiert wurde nur Schall und Rauch ist. Das gelingt am besten mit einer eigenen Geschichte die erzählt, wie es sich anfühlt bei uns zu arbeiten. Erfahrene Recruiting-Artisten wägen an dieser Stelle ab, welche der eigenen Stories zu dem Kandidatenprofil passt. Womit kann ich begeistern? Jeder Mensch ist anders – eine Geschichte zugeschnitten auf den Empfänger kann da ausschlaggebend sein. Hier wird ein authentisches Bild gezeichnet und auf den Kandidaten als Individuum eingegangen. Chapeau!

 

Was unterscheidet eine Clownstruppe von einem recruitingzirkus à la Cirque du Soleil?

 

Trauriger Clown
(c) pexels

Fragen die man sich stellen sollte:

  • Was macht uns aus?
  • Warum arbeiten unsere Mitarbeiter gern bei uns?
  • Welche Adjektive beschreiben unser Unternehmen am besten?
  • Was macht unsere Kandidaten aus?
  • Was ist der Unterschied zwischen einem Bewerber und einem Kandidaten?
  • Wie bekommen wir die Aufmerksamkeit unserer Kandidaten?
  • Wie sieht unsere Zielgruppe aus?
  • Was sind Wechselmotivatoren?
  • Was verschafft unserer Zielgruppe Frust oder Freude im Job?
  • Kennen gute Leute (unsere Mitarbeiter) andere gute Leute?
  • Wie bekomme ich eine Kandidatenempfehlung?
  • Was sind Arbeitgeberbewertungsplattformen?
  • Wie können wir aktiv mit unseren Mitarbeitern und Kandidaten ins Gespräch kommen?

Das was einen guten recruitingzirkus ausmacht, ist die Begeisterung, die er entfacht.

Die Emotionen, die er bei seinen Besuchern auslöst und transportiert.
Standing Ovation gibt es für eine tolle Candidate Experience, durchdachtes Employer Branding,  transparenten Umgang mit Mitarbeitern und Kandidaten und einen professionellen Recruiting-Prozess, der wertschätzend und auf Augenhöhe verläuft.

Also liebe Kandidaten: Stellt die berechtigte Frage:
Macht Ihr noch Zirkus oder rekrutiert Ihr schon?


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