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Weihnachten in Gefahr - Wichtelmangel in der Weihnachtswerkstatt

„Lieber guter Weihnachtsmann, schau mich nicht so böse an.

Dein Recruiting ist einfach nicht so toll, deshalb sind die Kandidaten auch ziemlich oll…“

 

Auch in der Werkstatt des Weihnachtsmannes ist der War for Talents ausgebrochen.
Wir konnten exklusiv mit Head of Recruiting der Weihnachtswerkstatt, am nördlichen Polarkreis, Wilma Wichtel sprechen.

Wilma Wichtel ist Global Head of Recruiting in der Weihnachtswerkstatt. Seit hunderten von Jahren leitet sie das gesamte Recruiting der Weihnachtswichtel, Rentiere, Weihnachtsengel und was eben noch so anfällt, damit Weihnachten erfolgreich verläuft und jedes Kind pünktlich seine Geschenke bekommt. Doch in diesem Jahr könnte es knapp werden. Verschiedene Faktoren bremsen die Arbeitsabläufe und Produktivität in der Weihnachtswerkstatt.

 

Moin Wilma, schön dass Du da bist. Die Weihnachtszeit schreitet flott voran und man hört, ihr seid gut beschäftigt in der Werkstatt des Weihnachtsmannes. Wie seid ihr aktuell aufgestellt?

Erstmal hallo auch meinerseits. Ich freue mich sehr, endlich auch öffentlich im recruitingzirkus über unsere Situation in der Weihnachtswerkstatt sprechen zu können.

 

In der Weihnachtswerkstatt arbeiten ca. 2.500 Weihnachtswichtel das ganze Jahr über, damit Weihnachten jedes Jahr erfolgreich abläuft.
Sie fertigen Geschenke, packen diese ein und machen sie versandfertig. Sie planen Weihnachtskampagnen, um den Weihnachtszauber weiter in die Welt zu tragen, planen die Route des Weihnachtsmannes und sammeln in der Postzentrale Wunschzettel der Kinder ein, sortieren diese und geben diese an die Fertigung weiter.

 

Pünktlich zum 24.12. muss alles fertig sein, damit der Weihnachtsmann auf seine Reise gehen kann.

Das ist schon seit hunderten von Jahren so und so hätte es auch gut und gerne einfach bleiben können.

 

„Arbeitgeberbewertungsplattformen machen auch vor der Weihnachtswerkstatt nicht Halt“

 

Du sprichst es bereits an: „So hätte es bleiben können“, was ist in diesem Jahr anders?

Wir hatten in den letzten Jahrzehnten kaum Probleme die richtigen Weihnachtswichtel-Fachkräfte zu finden. Wir waren ja auch der einzige Arbeitgeber der Region und vieles lief über Empfehlungen. Die Wichtel waren froh darüber, bei uns zu arbeiten.

 

Durch die Digitalisierung wird nun allerdings alles komplexer. Arbeitgeberbewertungsplattformen machen auch vor der Weihnachtswerkstatt nicht Halt und somit können die Wichtel nun auch Gehälter beim Christkind, oder dem Osterhasen einsehen, die Unternehmenskultur bei uns mit anderen vergleichen und das schafft dann natürlich Begehrlichkeiten. Was keiner gedacht hätte, ist nun Realität.

Selbst unsere jahrzehntelang treuesten Wichtel ziehen zum nächsten Jahr einen Wechsel in Erwägung. Einige wenige haben uns auch schon verlassen.

 

All das drückt nun natürlich auch auf die Arbeitsatmosphäre. Es wird weniger gesungen. Die Wichtel kommen aus Protest an manchen Tagen ohne ihre Mützen zur Arbeit und letzte Woche hat einer unserer Wichtel aus Frust auf seinen Chef, sich an Schokoladen Weihnachtsmännern überfressen und ist deshalb zwei Tage ausgefallen. Die Ausfälle häufen sich. Die Zahlen sind alarmierend, doch der Weihnachtsmann erkennt die Zeichen der Zeit nicht. Ich mache mir große Sorgen.

 

„Digitalisierung des Wunschzettelprozesses fordert zusätzliche Ressourcen“

 

Wilma, kannst Du es bitte für unsere Leser noch etwas verdeutlichen, was genau macht Dir sorgen?

Ich sage es mal so: Die Konkurrenz schläft nicht. Das Bevölkerungswachstum und die Digitalisierung hat unsere Branche kalt getroffen.

Weltweit schreiben immer mehr Kinder Wunschzettel, teilweise kommen auf ein Kind 3 Wunschzettel. Durch Online Shopping Portale haben die Kinder einfacheren Zugang zu Spielzeuginformationen und schreiben uns deshalb immer mehr.

 

Uns erreichen zunehmend auch Wunschzettel per E-Mail, Facebook Messenger, LinkedIN, XING oder Instagram Nachrichten, neuerdings auch als TikTok Videos. Das müssen wir erstmal bewältigen und es wirft unsere Prozesse komplett über den Haufen.

 

Der Weihnachtsmann hat deshalb angeordnet, den gesamten Wunschzettelprozess zu digitalisieren. Dafür brauchen wir IT Spezialisten, die es in der Branche nur wenig gibt. Die Digitalisierung des Wunschzettelprozesses fordert zusätzliche Ressourcen, die wir nicht haben.

Einige Wichtel wurden bereits umgeschult und sind an dem Thema dran, doch wir hinken hinterher und Weihnachten steht direkt vor der Tür. Ich frage mich, wie sollen wir das alles schaffen?

 

„Employer Branding Kampagne des Christkinds bringt uns in Handlungszwang“

 

Was macht die Konkurrenz anders?

Das Christkind beispielsweise, hat sich auf das Thema Employer Branding spezialisiert.

Die Weihnachtsproduktion wird dort quasi als Erlebnis für jeden Weihnachtshelfer dargestellt.

Sie stellen den christlichen Gedanken aktiv heraus und gewinnen viele Fachkräfte durch „sinnstiftende Arbeit“.

Aktuelle Mitarbeiter erzählen dort, wie toll es ist, beim Christkind tätig zu sein. Kollaborative Führungskultur, gute Work-Life-Balance und New Work sind dort ein Thema. Man kann dort wohl sogar ein Sabbatical machen, es gibt Obst, Glühwein und Spekulatius for free. Da muss man neidlos anerkennen: Das machen die schon gut.

 

Was mir jedoch nicht gefällt: Aktiv werden dort sogar Kampagnen gegen den Weihnachtsmann gespielt. Wir werden dort als ausschließlich kommerzielles, konservatives Unternehmen dargestellt. Was ja nicht stimmt. Aber Kooperationen, wie die mit dem Coca Cola Truck, tuen uns hier aktuell weniger gut. Wir müssen auch dort unsere Strategie überdenken.

 

„Die Abwanderung von Wichtel-Fachkräften zum Osterhasen durch Active Sourcing ist eine Frechheit.“

 

Und wie läuft es beim Osterhasen?

Der Osterhase wappnet sich bereits jetzt für das Frühjahr.

Wir hatten immer eine freundschaftliche Beziehung zueinander, doch in diesem Jahr ist die Situation drastisch umgeschlagen.

Die Abwanderung von Wichtel-Fachkräften zum Osterhasen durch Active Sourcing ist eine Frechheit.

Der Osterhase und seine Hasen-Helfer sprechen systematisch über Plattformen wie XING und LinkedIn unsere Wichtel an und werben sie ab.

 

Da frage ich mich: Was sollen denn die Kinder denken, wenn sie das sehen? Wichtel beim Osterhasen? Aber das ist nun Realität.
Deshalb wappnen auch wir uns zukünftig dafür und planen aktuell ein Recruiting-Center, das ausschließlich mit Active Sourcing beschäftigt sein wird. Dann wird es eben auch zukünftig Osterhasen in der Weihnachtswerkstatt geben. Wir prüfen aktuell mit unserem Betriebswichtelrat solche Maßnahmen.

 

Für uns wäre allerdings auch ein kollaborativer, saisonaler Austausch von Fachkräften mit dem Osterhasen denkbar. Wir müssen sehen was passiert.

 

 „Der Weihnachtsmann muss aufwachen und seinen Recruitingprozess überdenken. Recruiting ist auch Weihnachtsmann Chef-Sache“

 

Und was sagt der Weihnachtsmann dazu?

Der Weihnachtsmann verlässt sich hundertprozentig auf seine Wichtel. Das ist auch gut so. Doch nun ist es wichtig, dass auch er einige Dinge überdenkt und mit uns an einem Strang zieht.

 

Der Weihnachtsmann muss aufwachen und seinen Recruitingprozess überdenken. Recruiting ist auch Weihnachtsmann Chef-Sache.

Sätze wie: Bis jetzt haben wir noch jedes Weihnachten gestemmt bekommen und die Geschenke an die Kinder dieser Welt verteilt, das wäre doch gelacht, HO-HO-HO“ müssen der Vergangenheit angehören. Die Situation ist brenzlig. Wir sind deshalb sehr froh, dass ihr vom recruitingzirkus uns hierbei unterstützt, erfolgreicher im Recruiting, Employer Branding und New Work zu sein.

 

Die Wichtel haben deshalb nun auch gemeinschaftlich einen eigenen „Wunschzettel“ an den Weihnachtsmann geschrieben, in welchem sie ihr Anliegen erneut vortragen. Für dieses Jahr wird es hoffentlich mit ach und krach klappen. Doch ich hoffe, dass sich für das nächste Jahr einiges anpacken lässt und dass auch dieses Interview dem letzten Wichtel und dem Weihnachtsmann klar macht, dass wir es nur zusammen schaffen können.

 

Vielen Dank und schöne Weihnachten!

Das wünsche auch ich allen von ganzem Herzen.

 

 

 

About Wilma Wichtel:

Wilma Wichtel ist Global Head of Recruiting in der Weihnachtswerkstatt, am nördlichen Polarkreis. Seit hunderten von Jahren leitet sie das gesamte Recruiting der Weihnachtswichtel, Rentiere, Weihnachtsengel und was eben noch so anfällt, damit Weihnachten erfolgreich verläuft und jedes Kind pünktlich seine Geschenke bekommt.

 

Sie stammt aus einer der ältesten Wichtelfamilien, die schon über Generationen in den Diensten des Weihnachtsmannes stehen. Weihnachten und Recruiting sind für sie Herzenssachen, die sie mit Leib und Seele liebt. Wir bedanken uns bei Wilma für die offenen Worte und das Interview und wünschen allen eine schöne Weihnachtszeit und guten Rutsch ins neue Jahr.

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