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Nie wieder Mittelfinger-Montag – Wie Du lernst zu lieben, was Du tust

Viele stellen sich nach dem Schulabschluss die Frage: “Was soll ich denn jetzt mit meinem Leben anfangen?”

Soziales Jahr? Studieren? Oder doch eine Ausbildung? Keine Ahnung, Hauptsache erstmal mit irgendetwas anfangen.

 

Zielgerichtet wird dann vielleicht zunächst auf den Bachelor hingearbeitet, um danach anschließend einen Master dran zu hängen. Oder aber man bemerkt, der Studiengang ist nichts für einen, nach der Ausbildung möchte man doch nochmal studieren oder ein Jahr durch die Welt reisen. 

 

In dieser magischen Zeit ist häufig noch völlig unklar, für welchen Job man sich am Ende entscheiden wird.

Moment Mal? Am Ende? Impliziert am Ende nicht, dass man nach dieser Studien-Sich-Selbst-Finden-Phase eine endgültige, für den Rest des Lebens bestehende, Entscheidung treffen muss? Ja, genau das tut es.

 

Denn während innerhalb des Studiums oder der Schulzeit alles noch sehr spontan und fließend ist überschreiten wir irgendwann eine unsichtbare Grenze, die uns suggeriert, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen ist, an dem wir unsere Spontanität ablegen und uns beruflich festlegen sollten: Einen guten Job am Arbeitsmarkt ergattern, um das Leben das man sich immer erträumt hat zu leben und so richtig „Karriere zu machen“. So macht man das doch, oder? Nennt sich der “Ernst des Lebens”.

 

Von jetzt an also mehr Ernst, weniger Flow. Es gibt da eine Karriereleiter die erklommen werden will. Voll motiviert startet man in den ersten Job, bereit 110% zu geben, um die Sprossen so schnell wie möglich hoch zu fliegen. Schritt für Schritt zum nächsten Karriereschritt. Am besten hoch, bis nach ganz oben. 

 

Ja, und dann? Shit, und jetzt?

 

Irgendwann sind wir Ende zwanzig, Anfang dreißig und sitzen mit den ersten Jahren Berufserfahrungen im Job und fragen uns… wozu eigentlich der ganze Kram? Wir posten auf Instagram “Thank God it’s Friday” und hören im Radio Montag Früh “Heute ist Mittelfinger-Montag”. Beliebt ist auch der Tages-Abreißkalender oder der Bereich in der E-Mail Signatur mit dem Text: „Noch 423 Tage bis zur Rente“ - Na herzlichen Glückwunsch.

 

Sicher, das gilt nicht für alle und es gibt viele Menschen, die in ihrem Beruf aufgehen - dennoch scheint es, als wäre es “normal” den Arbeitsalltag zu verteufeln. Aber warum ist das so?

 

Wir haben vergessen herauszufinden, wer wir eigentlich sind und was wir wirklich wollen.

 

Seit drei Jahren in der Unternehmensberatung und nachts der quälende Gedanke: Was ist der nächste Schritt?
Nachdem dann vom Titel „Junior“ der nächste Karriereschritt gemacht wurde, kann nach ein paar Jahren und vielen (Arbeits-) Lebensstunden der Senior-Titel verdient werden. Aber was dann? Wir sind besessen vom Weiterkommen, die Karriereleiter möglichst schnell hoch, um den Platz im Unternehmen einzunehmen, an dem man sich eigentlich schon beim Einstieg in den Beruf, längst als Führungskraft gesehen hat.

 

Aber was für einen Sinn hat das eigentlich für mich und mein Leben? Sinnstiftung, auch Purpose genannt, ist ein zentrales Element und aktuell ein großes Thema: 84 % der teilnehmenden Millennials einer Studie von Roland Berger gaben an, dass etwas Gutes zu schaffen wichtiger sei als berufliche Anerkennung. Die Frage, die sich viele stellen: Welche Rolle spielt mein Job eigentlich für die Gesellschaft und wie trage ich eigentlich dazu bei, etwas Gutes zu tun? Mehr dazu findest Du hier.

 

Und dann stehst du da und stellst deine Entscheidungen in Frage

 

Plötzlich kommt Corona…und wir sitzen hier in Jobs in der Krise und sind absolut nicht “systemrelevant”.

Dabei wollen wir doch eigentlich nicht nur die Wirtschaft ankurbeln, sondern mehr sein und mehr tun. Klar, am besten wäre es gar nicht zu arbeiten, die Welt zu  bereisen und Fotos davon ins Internet zu stellen. Aber seien wir mal ehrlich, das ist doch total unrealistisch und während Corona sowieso schwierig. Und ja, man kann natürlich in seiner Freizeit aktiv werden - doch ist die Freizeit stark begrenzt und die Identifikation mit dem Beruf häufig sehr stark. Und Geld muss man schließlich auch noch verdienen. Und was würden die anderen sagen, wenn ich… Aber, aber, aber...

 

Seit einigen Monaten gebe ich Berufsorientierungs- und andere Coachings, die das Leben betreffen.
Durchgehend handelt es sich um gebildete, gut ausgebildete, eloquente, sympathische Menschen.
Es ist wirklich inspirierend und macht großen Spaß. Jedoch sind sie, wenn ich sie das erste Mal treffe, häufig unzufrieden mit dem Status-Quo. Das Coaching ist für viele der erste Schritt in eine neue Richtung, durch das Chaos mitten ins Glück.

 

Sie haben auf der Straße des Lebens eine Strecke nach der anderen absolviert und stellen sich die Frage: Wohin jetzt weiterfahren? Wieso eigentlich noch weiterfahren? Warum nicht viel lieber auch mal aus dem Auto aussteigen und für eine Zeit an der nächsten Ausfahrt in der Natur spazieren gehen? Wie sieht meine Karriere aus? Wie passend, dass die Karriere dem Wortsinn nach „Fahrstraße“ bedeutet (lateinisch carrus „Wagen“). Andere Fragen sich, wie ziehe ich den Karren aus dem Dreck?

 

Und wir fangen gemeinsam an zu träumen und dann stellen wir uns die Frage: Wenn heute Nacht ein Wunder geschehen würde und Du könntest alles tun, was würdest Du dann tun? Wie würde Dein Tag morgen aussehen? Wo würdest Du hingehen? Würdest Du noch zur Arbeit gehen? Was sind Deine Stärken? Was willst Du wirklich?

 

Mir kam letztens der Gedanke: Was wäre, wenn wir unseren Durst nach Karriere mit Selbstverwirklichung durch sinnstiftende Arbeit kombinieren könnten?

 

Es gäbe eine Arbeitswelt, in der jeder zwei Jobs hätte:

 

1) Einen für die Karriere: Denn seien wir mal ehrlich: Auf den nächsten Urlaub, die Altbau-Wohnung, das gelieferte Essen und die neuen Klamotten wollen wir dann doch nicht verzichten. Und ein wenig Spaß macht Karriere ja doch - wenn sie sich nur besser mit der Sinnhaftigkeit verbinden ließe.

 

2) Und einen für Selbstverwirklichung durch eine sinnstiftende oder wohltätige Nebentätigkeit

Drei Tage im Job im Marketing arbeiten und den Rest der Woche 2-3 Tage im Tierheim, in der Pflege, in der Trauerbegleitung, mit Kindern oder älteren Menschen, als Florist, als Feuerwehrmann, oder sonst was, was Spaß macht und Freude bereitet. Wäre das nicht cool?

 

Die Work-Purpose-Life-Balance wäre geboren.

 

Durch die Aufteilung des Lebens in diese beiden Bereiche blieben Mitarbeiter häufiger in ihren Positionen, wären glücklicher und hätten dadurch nicht mehr das Bedürfnis ständig Ausschau nach dem nächsten Karriereschritt halten zu müssen. 

Die Politik würde das natürlich auch für Unternehmen subventionieren und diese neue Art der Work-Purpose-Life-Balance fördern, weil die Menschen dadurch gesünder, produktiver und glücklicher wären.

Somit wäre der Lebensstandard gesichert und alle wären happy. 

 

Und während wir uns so mit diesen Themen beschäftigen, hören wir von einer Freundin, dass sie plant in Teilzeit zu gehen, um nebenbei eine Ausbildung zur Hundetrainerin zu machen. Eine andere Bekannte hat ihre Stunden in einer Werbeagentur reduziert, um parallel in einer Buchhandlung Bücher zu verkaufen. Wiederum eine andere Person ist bereits seit Jahren neben ihrer Teilzeittätigkeit zwei Tage in einer NGO tätig.

 

Und auch wenn solche Geschichten noch eher exotisch klingen und die Personen eher einen Pionierstatus innehaben nimmt die Anzahl stetig zu und die Gesellschaft setzt sich intensiver mit dem Thema auseinander. Es muss also keine endgültige Entscheidung sein. Wir haben weiterhin die Freiheit aus den gesellschaftlich bewährten Modellen auszubrechen und uns den „Ernst des Lebens“ so aufzulockern, wie es uns am besten gefällt. Und vielleicht ist es rechts und links neben den mittleren Sprossen der Karriereleiter ja auch ganz schön. Und weiter nach oben kann es trotzdem noch gehen.

 

Vielleicht muss es auch gar nicht ein zweigleisiges Modell sein. Vielleicht gelingt es uns auch in unseren bestehenden Jobs mehr Sinn zu finden - ggf. reicht da auch schon eine Veränderung unserer Perspektive auf die Dinge die wir tun, um unsere Work-Purpose-Life-Balance herzustellen. Ist es am Ende des Tages eine Einstellungssache? Also mach endlich Schluss mit Mittelfinger-Montag und dem Countdown bis zur Rente und fang an zu lieben, was du tust. Gerne helfen wir Dir auch dabei.

 

+++ Wenn auch du Lust auf ein Coaching hast, schau gern mal hier vorbei +++


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